Fragen an Florian Wurzer
Global Head of Talent Acquisition & Employer Branding BIOTRONIK SE
Studienabschluss 2010 in Betriebswirtschaftslehre
Spezialisierung: Information, Organization & Management + Human Resource Management
- Beschreiben Sie Ihre Studienzeit an der LMU mit 3 Wörtern:
Bedeutsam, prägend, lehrreich. - Was war Ihr schönstes Erlebnis während des Studiums an der LMU?
Nachdem ich der erste in meiner Familie sein konnte, der das Abitur und einen Studienabschluss geschafft hat, so war der schönste Moment definitiv das Erhalten meines Diploms. Wobei der schönste Moment in Verbindung mit der LMU wohl eher aus meiner Kindheit stammt, als ich mal bei einem München-Ausflug im Hauptgebäude war und es für mich sofort klar war, dass ich hier mal etwas Zeit verbringen möchte. Was Studieren ist, das war mir damals noch nicht klar. - Wenn Sie nochmals studieren könnten, würden Sie nochmal das Gleiche studieren?
Auf jeden Fall, die BWL ermöglicht einem einen vielfältigen Einblick und auch berufliche Möglichkeiten. Wenn auch gleich der Theorie-Bezug oft zu Theorem- und Vergangenheitslastig ist. Allerdings bin ich dankbar für alles was ich lernen durfte. Mein großer Traum ist es irgendwann noch meine Doktorarbeit zu machen und im Alter auf jeden Fall noch mal zu studieren, vielleicht Ethnologie. - Was war Ihre Lieblingsbeschäftigung während des Studiums?
Das ist leicht beantwortet, arbeiten ;-). Ich wurde schon sehr jung Papa. Ergo, ich musste Geld verdienen und hatte deshalb während des Studiums immer mindestens zwei Jobs parallel zum Studium. Aber wenn es wirklich um meine Lieblingsbeschäftigung neben der Zeit mit meiner Familie geht, dann war es definitiv gute Zeit und Gespräche in den Cafes um die Uni herum. Aber auch die ein oder andere Party war ein schönes Highlight. - Wer oder was war ausschlaggebend für Ihre Studien- und Berufswahl?
Ich hatte bereits eine Ausbildung hinter mir und habe dann das Abitur auf dem München-Kolleg nachgeholt. Es war also ein sehr praktischer und bewusster Schritt das Feld zu studieren was mich wirklich reizt, allerdings auch gute berufliche Möglichkeiten eröffnet. - Wie sind Sie an Ihren ersten Job nach dem Studium gekommen?
Da ich bereits viele Jahre Werkstudenten- und Freelancer-Tätigkeiten in Unternehmen hinter mir hatte, habe ich mir über die Zeit hinweg ein solides Netzwerk aufgebaut. Durch diese Netzwerk-Arbeit konnte ich dann zum richtigen Zeitpunkt und natürlich auch dank einer guten Portion Glück eine tolle Aufgabe bei Microsoft angehen. - Wie sieht ein 'normaler' Arbeitstag in Ihrem jetzigen Job aus?
Es gibt nicht wirklich einen "normalen" Arbeitstag. Meine Tage und Themen sind sehr vielfältig und das genieße ich auch sehr. Ein Tag kann sich um Strategie, Budget, Prozesse, IT-Tools und Business Forecasts oder Reportings drehen. An einem anderen Tag habe ich fast nur Mitarbeitergespräche, höre viel zu und versuche maximal viel für meine Mitarbeiter*innen zu tun und sie auf ihrem Weg zu unterstützen. - Welche Skills sind für einen Berufseinstieg in Ihrer Branche wichtig?
Es gibt sicher für bestimmte Branchen auch spezifisch notwendige Skills, so sollte z. B. in der Consultancy definitiv solides PMO eine ausgeprägte Fähigkeit sein. Natürlich gibt es auch Jobs, in denen Fähigkeiten wie Programmierung oder Naturwissenschaftliche Vorkenntnisse und Skills relevant für die Durchführung sind. Allerdings sollten wir auch holistisch betrachtet auf Fähigkeiten wie "lebenslanges Lernen", adaptieren und gestalten können, Innovationskraft und -Freude, Hands-On-Mentalität und eine solide Werte-Haltung schauen. Ebenso bedeutsam wird die Fähigkeit werden Entscheidungen gut und sicher treffen zu können. Denn wir leben in einer Zeit, in der sich Berufe, Branchen, Tätigkeiten komplett verändern werden. Manche werden verschwinden, manche von Algorithmen erledigt werden und viele neue entstehen. Wir müssen anpassungsfähig sein und die richtigen Skills zum richtigen Zeitpunkt bei der richtigen Aufgabe anwenden können oder wenn wir sie noch nicht haben, offen dafür sein diese neu zu lernen. - Welche Lebensweisheit würden Sie Ihrem früheren Ich auf den Weg in die Berufswelt mitgeben?
Das ist schwierig zu beantworten, keine Weisheit, mehr eine Entdeckung. Ich würde mir wünschen, dass ich früher den Stoizismus für mich als Lebensphilosophie entdeckt hätte. Die Grundpfeiler des Stoizismus (vereinfacht beschrieben) besagen, dass man sich stets auf die Dinge fokussieren sollte, die man wirklich beeinflussen kann. Und als zweites sollte man sich stets bewusst sein, dass man jede Situation, jedes Problem, jede Herausforderung und jedes Gefühl selbst bewertet und seine Wahrnehmung darüber beeinflussen kann. Ich kann z. B. nach einer schwierigen Diskussion mehrere Tage lang meine Zeit beschweren. Oder ich versuche es bewusst zu reflektieren und kann es in Minuten oder in ein paar Stunden verarbeiten. Die eigene Wahrnehmung der Ereignisse obliegt jedem von uns selbst. Wir sollten sie aber immer bewusst reflektieren und daraus etwas lernen.