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Rückblick zum Alumni-Dialog vom 17. 01.23 "Energiewende aus Sicht Institutioneller Investoren"

31.01.2023

Alumni-Dialog Rückblick: Energiewende aus Sicht Institutioneller Investoren - Risikoadjustierte Bewertung von Investitionen in erneuerbare Energien und Infrastrukturprojekte

Im Fokus des Alumni-Dialogs am 17. Januar 2023 stand das Engagement der Allianz Capital Partners als „Global Investor“ in erneuerbare Energien.

Dr. Verena Jäger, Alumna und Head of Equity Valuation & Investment Controlling bei der Allianz Capital Partners, erläuterte in ihrem spannenden und fundierten Beitrag die Strategien der Allianz bei ihren Investments und gab interessante Einblicke in die entsprechenden Bewertungsmethoden, insbesondere für die Chancen und Risiken bei der Beteiligung an Windparks.
      

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Nach einer kurzen Begrüßung von Dr. Bettina Wachtel und Prof. Dr. Thorsten Sellhorn, begann Dr. Verena Jäger mit einem kurzen Überblick über die verschiedenen Teilbereiche der Allianz. Bei der Allianz Capital Partners arbeiten aktuell 140 Mitarbeiter, welche sich, wie Frau Dr. Jäger mit ihrem Team von 13 Mitarbeitern, um das Asset Management von Allianz- und Drittkunden kümmern.
Im Bereich Infrastruktur führt die Allianz Capital Partners Investments in Assets mit Fokus auf Europa durch. Ein Beispiel hierfür sind die Glasfasernetze in Österreich und Bayern. Im Bereich Erneuerbare Energien fokussiert sich die Allianz Capital Partners auf Europa und die USA.

ESG im Fokus

Vergleicht man sich die genutzten Erneuerbaren Energien in verschiedenen Ländern an, so liegt die USA weit vorne.

Frau Dr. Jäger betonte, dass z.B. Wind als genutzte Energiequelle die Solarenergie weit übersteigt. Das liegt zum einen daran, dass Windkraft genauer abschätzbar ist und zum anderen, das Investitionen in Solarkraft prinzipiell riskanter sein können, da die Baustoffe für Solarparks teilweise noch recht anfällig sind.

Investitionen in den ESG-Markt (Environmental, Social und Governance) bringen viele Vorteile für die Allianz Capital Partners. Zum einen legen die die Kunden immer höheren Wert auf Nachhaltigkeit. Zum anderen werden aber damit auch die Interessen der Mitarbeitenden und Shareholder berücksichtigt, denn auch diese legen mittlerweile großen Wert darauf, Teil einer nachhaltigen Firma zu sein.

Wenn ein Unternehmen ESG konform handeln möchte, müssen alle Unternehmensbereiche hierauf geprüft werden. Frau Dr. Jäger stellte dabei die oft schwierige Datenerhebung als eine Herausforderung heraus. Ebenso wird beispielsweise gefordert, dass wenn z.B. ein sog. „braunes Investment“, nicht ESG-konform gestaltet werden kann, es nicht weiter verfolgt werden kann.

Ein aktuelles Beispiel eines ESG-konformen Investments der Allianz ist die Beteiligung an dem finnischen Unternehmen „Ren-Gas“, einem Entwickler von grünem Wasserstoff und Power-to-Gas. Diese Firma hat noch Start-up CharakterEs stellt aktuell das erste Testfeld im Wasserstoffbereich für die Allianz dar.

Risikoadjustierte Bewertung

Frau Dr. Jäger gab auch Einblicke in die Bewertungsverfahren, die zur Anwendung kommen. Die Bewertungsverfahren können grundsätzlich aufgeteilt werden in kostenbasiert, marktbasiert und einkommensbasiert; letzteres wird bei der Allianz Capital Partners hauptsächlich bei den Investments in erneuerbare Energien angewandt. Die Bewertungen werden in der Regel quartalsweise durchgeführt.

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Im einkommensbasierten Bewertungsverfahren, das sich auf Erneuerbare Energien und Infrastruktur bezieht, werden eigene Cashflow Modelle verwendet, dabei wird teilweise bis zu 120 Jahre in die Zukunft modelliert.

Der Discount-Faktor setzt sich u.a. zusammen aus einem risikofreien Zinssatz, einem Beta-Faktor, wo beispielsweise eine Verzerrung durch die niedrige Anzahl an Windparkunternehmen berücksichtigt wird und einer „additional-equity-risk-Prämie“, wo investment-spezifische Unsicherheiten und zusätzliche Risikoprämien zusammengefasst werden.

Typische Risiken, die beispielsweise bei Windparks berücksichtigt werden, sind die Windstärke, Verzögerungen beim Bau, Unfälle, sowie zusätzliche Kosten, wie die schwankenden Energiekosten. Außerdem muss beachtet werden, ob das Projekt operational machbar ist oder z.B. welche Turbinen am sinnvollsten sind.

Während der sog. „feed-in-tarif-Periode“, der für 10 bis 20 Jahre festgesetzten Einspeisevergütung als Rückfluss aus den Investments, ist die einzige relevante Unsicherheit der Wind. In der darauf folgenden sog. „Merchant-Phase“ kommen zusätzlich Risiken, wie die aktuellen Preise für Energie hinzu. Außerdem werden die Cashflows immer unvorhersehbarer und die Einnahmen unregelmäßiger.

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Viele interessierte Fragen und eine angeregte Diskussion zeigten bereits während des Vortrags, wie sehr Alumni und Studierende sich aktuell mit diesem Thema beschäftigen und welche Punkte es auch in der Zukunft zu klären gibt.

Beim anschließenden Get-together mit Verpflegung und Getränken, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Alumni-Dialoges diese Aspekte noch weiter mit Dr. Jäger diskutieren und sich auch gegenseitig austauschen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Frau Dr. Jäger für ihre Zeit, die spannenden Einblicke und tollen Anregungen zur Diskussion!

Exklusiv für unsere Mitglieder gibt es eine weitere Plattform mit zusätzlichen Informationen und Bildern. Um den Artikel zu lesen, folgen Sie dem Link zu unserem Alumni Portal

 

 

Unsere Redner:innen

 Rednerbild Fiona

Dr. Verena Jäger:
Dr. Verena Jäger leitet derzeit den Bereich „Equity Valuation & Investment Controlling“ bei Allianz Capital Partners (ACP), dem Asset Manager der Allianz Gruppe für alternative Kapitalbeteiligungen im Bereich Infrastruktur, Private Equity und Erneuerbare Energien. ACP verfügt derzeit über Kapitalanlagen von rund 50 Mrd. Euro, die sowohl für Allianz- als auch für Drittkunden investiert werden.

Frau Jäger hat an der LMU Mathematik studiert und anschließend an unserer Fakultät promoviert bevor sie 2016 in den Allianzkonzern eingetreten ist.

 

Prof. Dr. Thorsten Sellhorn:
Prof. Dr. Thorsten Sellhorn ist seit Mai 2014 Direktor des Instituts für Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung an der LMU Munich School of Management der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Er lehrt Financial Accounting, International Accounting, Accounting for M&A Transactions, Accounting Research und Financial Statement Analysis & Equity Valuation in Bachelor-, Master- und MBA-Programmen.
Prof. Dr. Thorsten Sellhorn studierte und forschte an den Universitäten Bochum, Wisconsin-Madison, Arizona-Tucson, Boston und an der Harvard Business School.

Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf die International Financial Reporting Standards (IFRS), die Rolle von Informationen auf Märkten, Fair Value Accounting, die digitale Transformation in der Rechnungslegung, die Wahl der Offenlegung sowie – in zunehmendem Maße – auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung und die tatsächlichen Auswirkungen von Transparenzanforderungen. Seine Forschungsergebnisse werden in führenden Fachzeitschriften veröffentlicht, darunter Management Science, The Accounting Review, European Accounting Review, Review of Accounting Studies und Abacus. Prof. Dr. Thorsten Sellhorn ist Mitautor eines führenden IFRS-Lehrbuchs.


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