Rückblick zum ersten hybriden Alumni-Dialog im Sommersemester 2022
Alumni-Dialog: LEBEN, ARBEIT, BILDUNG 2035+ Durch Künstliche Intelligenz beeinflusste Veränderungen in zentralen Lebensbereichen
25.05.2022
Am 23. Mai fand der erste hybride Alumni-Dialog im Sommersemester 2022 statt. Im Fokus standen Ergebnisse und Thesen der unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Staatsministerium für Digitales erstellten aktuellen Zukunftsstudie MÜNCHNER KREIS VIII.
Dazu begrüßten wir Dr. Rahild Neuburger von der Forschungsstelle für Information, Organisation und Management der LMU Munich School of Management und Geschäftsführerin des MÜNCHNER KREIS e.V. und Dr. Philipp Ramin, den CEO des Innovationszentrums für Industrie 4.0 GmbH & Co. KG und stellvertretenden Geschäftsführer des MÜNCHNER KREIS e.V.
Der Vortrag begann mit einer kurzen Begrüßung und Einleitung von Dr. Bettina Wachtel, eine besondere Begrüßung galt natürlich den hybriden Teilnehmenden, die über Zoom zugeschaltet waren.
Daraufhin begann Frau Dr. Neuburger nach einem kurzen Überblick der bisher erstellten Zukunftsstudien mit der Einführung in das Thema des Abends: Künstliche Intelligenz. Dr. Philipp Ramin erläuterte, dass es bei dieser Studie bewusst nicht um die technische Sicht von KI geht, sondern um die konkreten Implikationen, die in den nächsten Jahrzehnten möglich sein könnten.
Zunächst wurden vier KI-Technologie Typen vorgestellt, deren Bandbreite von KI-Technologie mit rein reaktiven Eigenschaften bis hin zu KI mit Selbstbewusstsein geht. Außerdem wurde einleitend betont, dass die Studie selbst einen besonderen Fokus auf das Zusammenspiel der drei Bereiche Leben, Arbeit und Bildung legt und dabei der Mensch immer in den Fokus gesetzt wurde.
Teilbereich Leben: Kommt jetzt die Generation KI?
Dr. Philipp Ramin erläuterte beispielhaft, dass im Teilbereich Leben z.B. folgende Thesen abgefragt wurden: Wächst eine Generation auf, die völlig selbstverständlich und intuitiv KI-Systeme als integraler Bestandteil ihres Lebens verwendet? Oder übernehmen KI basierte Systeme voll umfänglich private Entscheidungsprozesse?
Aus den Ergebnissen wurde deutlich, dass obwohl laut den befragten Experten eine Generation tatsächlich ganz selbstverständlich mit KI aufwächst, vermutlich jedoch nicht jeder Lebensbereich letztendlich davon übernommen werden wird. Die Auswirkungen der Ergebnisse schätzten die befragten Expertinnen und Experten für die Wirtschaft als durchaus positiv, jedoch für die Gesellschaft, aus Angst vor einer einseitigen Gesellschaft, als tendenziell negativ ein.
Dabei betonte Dr. Philipp Ramin deutlich, dass sich die Gesellschaft selbst mit dem Thema auseinandersetzen muss, das heißt konkret, wie sie sich zusammen mit KI entwickeln möchte und wo Grenzen liegen.
Teilbereich Arbeit: Ab wann werden wir ohne Cobots bei der Arbeit nicht mehr auskommen wollen?
Im Teilbereich Arbeit geht es ganz besonders um die Arbeits- und konkret die Rollenverteilung von Mensch und KI. Aus den Ergebnissen der Studie fasste Frau Dr. Neuburger zusammen, dass bereits eine recht hohe Akzeptanz und ein hohes Vertrauen in KI-gestützte Analyseergebnisse und Handlungsempfehlungen vorliegt, aber dennoch sich die Expertinnen und Experten nicht ganz einig sind, ob beispielsweise das Management dann tatsächlich seine klassischen Managementtätigkeiten verlieren wird und hauptsächlich für Themen wie Personalführung, Motivation und Kreativleistung verantwortlich ist.
Über diese Rollenverteilung muss noch ein stärkerer Diskurs geführt werden, der laut der befragten Experten hier vor allem durch die Wirtschaft, aber in Zukunft auch ganz zentral wiederum durch die Gesellschaft gesteuert werden muss. Ein zentrales Bespiel in Bezug auf KI im Bereich der Arbeit ist das Zusammenstellen von Arbeitsteams durch KI, was durchaus schon jetzt als realistisch angesehen wird und beispielsweise bereits bei der Norwegian Air Line eingesetzt wird. Eine Teilnehmerin unterstrich hier, wie wichtig das Abwägen von Vor- sowie Nachteilen der KI ist. Einerseits könnte KI neutralere und eventuell fairere Entscheidungen treffen, jedoch bleibt dabei der menschliche Aspekt meist zu wenig unbeachtet.
Teilbereich Bildung: Wird KI die Art wie wir uns weiterbilden verändern?
Im Bereich der Bildung wurde aus der Studie deutlich, dass das bestehende Bildungssystem vermutlich nie komplett aufgelöst und durch KI ersetzt werden wird, erklärte Dr. Philipp Ramin. Dies lässt sich vermutlich auf die Bestandswahrungsängste sowie das grundsätzlich geringe
Interesse an einer Substitution des Bildungssystem zurückführen, erläuterte er.
Eine zentrale These der Studie ist, dass jeder Arbeitnehmer in Deutschland zukünftig über KI- Grundqualifikationen verfügt. Dies ordnen die Expertinnen und Experten als in entfernter Zukunft oder eventuell nie eintretend ein. Dies wirft die Frage auf, ob wir als Gesellschaft zu langsam für den Erwerb dieser Kompetenzen sind und inwieweit wir sie als Gesellschaft für relevant wahrnehmen, ergänzte Dr. Philipp Ramin.
One more thing: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie
Als die Ergebnisse auf dem Tisch lagen und die Abschlussveranstaltung geplant wurde, begann der erste Lockdown. Um der Studie zumindest einen kleinen Bezug zur Corona-Situation zu geben, wurden die selben Expertinnen und Experten zu der Fragestellung, wie sich die Corona Pandemie auf die Bedeutung und Entwicklung von KI Technologien auswirken wird, befragt.
Auffällig ist hier, dass sie sich recht einig waren, dass es einen höheren Automatisierungsgrad in der Industrie und Fertigung geben wird, was sich möglicherweise durch die dadurch erzielbare Fähigkeit, auch im Lockdown produzieren zu können, zurückführen lässt, beschrieb Frau Dr. Neuburger. Nur ca. 30% der Expertinnen und Experten gingen davon aus, dass man in seine alten Arbeitsgewohnheiten zurückkehren wird. Im privaten Bereich jedoch wird der zunehmende Einsatz von KI-Technologien tendenziell gering eingeschätzt.
Vier zentrale Botschaften aus der Zukunftsstudie
Zum Schluss fasste Frau Dr. Neuburger vier zentrale Botschaften zusammen: erstens, die KI-induzierten Veränderungen in unserem Leben sind näher als wir denken. Zweitens, die Implikationen und Gestaltungsfragen sind gesellschaftlich zwingend zu klären. Drittens, uns gibt das die Chance, den zukünftigen Einsatz von KI im gemeinsamen Dialog zu gestalten. Viertens, und damit ein schöner Abschluss, man braucht sich deshalb nicht davor zu fürchten.
Beim anschließenden Umtrunk, der nach langer Zeit endlich wieder in Präsenz stattfinden konnte, gab es weiter eine rege Diskussion über das vielseitige und zentrale Thema, in der zahlreiche Fragen mit Frau Dr. Neuburger und Herr Dr. Ramin geklärt wurden.
Wir bedanken uns bei Frau Dr. Neuburger und Herrn Dr. Ramin für die spannenden Einblicke und Anregungen zur Diskussion!