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Wer holt olympisches Gold? Warum im Skispringen nicht allein die Leistung zählt!

Wenn wir an die olympischen Winterspiele denken, würden wir gerne glauben, dass Talent, Fleiß und Leistung der Athleten die einzigen Faktoren sind, die über Sieg oder Niederlage beim Skispringen entscheiden. Aber ist das wirklich so?

18.02.2022

In den Skisprungwettbewerben fließen seit jeher neben objektiven Größen wie den Sprunglängen auch Haltungsnoten ein, die von einer fünfköpfigen Jury vergeben werden. Dabei kommen - anders als beispielsweise beim Fußball - bei internationalen Wettbewerben Jurymitglieder bzw. Schiedsrichter häufig aus dem gleichen Land wie die teilnehmenden Athleten. Dass dies zu Verzerrungen in der Bewertung führt, wurde bereits in der Vergangenheit gezeigt. Nun bestätigt eine aktuelle Studie einer Forschergruppe der LMU Munich School of Management und der Universität von Amsterdam, die Daten von 126 Skisprungwettbewerben der vergangenen fünf Jahre ausgewertet hat, dass nicht nur die Nationalität er Jurymitglieder eine Rolle spielt, sondern dass sich dieser Effekt seit Corona noch verstärkt hat: sind in den Stadien aufgrund von Coronabeschränkungen keine Zuschauer:innen anwesend, nimmt die Benachteiligung von Athelten anderer Nationalitäten durch die Jurymitglieder zu.

Diese Ergebnisse werfen die Frage auf, inwieweit die in den kommenden Wochen anstehenden Medaillenvergaben bei Skisprungwettbewerben als fair bezeichnet werden können. „Es scheint, als ob die Athleten im Skispringen nicht die gleichen Chancen haben, einen Wettbewerb zu gewinnen“, sagt Prof. Dr. Christian Hofmann (LMU München), der die Skisprungwettbewerbe zusammen mit seinem Doktoranden Christopher Lechner und bouwens Prof. Dr. Jan Bouwens (Universität von Amsterdam) untersucht hat. Ursache hierfür scheint vor allem zu sein, dass auch die anderen Jurymitglieder einem Athleten höhere Punkte geben, wenn dessen Landsmann Mitglied der Jury ist. „Unsere Analysen deuten darauf hin, dass die Verzerrung aufgrund der Nationalität durchschnittlich 0,3 Punkte zugunsten der Athleten beträgt, die einen Landsmann in der Jury haben. Im Durchschnitt verändert eine solche Verzerrung fast 20% aller endgültigen Platzierungen.“ Fairness bei der Medaillenvergabe ist also nicht in dem Maße gegeben, wie man es von (olympischen) Wettkämpfen erwarten würde.

Eine mögliche Lösung könnte darin bestehen, dass die Jury mit mehr als fünf Mitgliedern besetzt wird, ähnlich wie es bei Eiskunstlaufwettbewerben der Fall ist. Diese Änderung würde dazu beitragen, den Sport fairer zu machen und sicherzustellen, dass am Ende wirklich die beste Leistung mit Olympischem Gold belohnt wird.

Für eine ausführliche Ausarbeitung dieser Ergebnisse (einschließlich der wichtigsten Schlussfolgerungen, Tabellen und Grafiken) siehe:

Jan Bouwens, Christian Hofmann, and Christopher Lechner (2022), "Transparency and biases in subjective performance evaluation", Working paper.
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4012905

Die Studie ist Teil des Sonderforschungsbereichs “Accounting for Transparency” und finanziert von der Deutsche Forschungsgemeinschaft

Der Bericht ist am 04.02.2022 auf som.lmu.de erschienen.


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